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Daughter Of The Wolf
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
1,5
enttäuschend
Daughter Of The Wolf
Viel Schnee, wenig dahinter
Von Lutz Granert
British Columbia ist durch seine beeindruckende Gebirgslandschaft nicht nur ein Traumreiseziel für viele Abenteuerurlauber. Auch als spektakuläre Filmkulisse wurden die schneebedeckten Berge und Wälder in der westlichsten kanadischen Provinz inzwischen entdeckt. Hier kämpften bereits Alec Baldwin und Anthony Hopkins in „Auf Messers Schneide – Rivalen am Abgrund“ gegen einen angriffslustigen Kodiakbären – und die Überlebenden eines Flugzeugabsturzes mussten sich in „The Grey“ gemeinsam mit Liam Neeson gegen allerlei ausgehungerte Wölfe zur Wehr setzen.
Obwohl „Daughter Of The Wolf“ nun ebenfalls von dieser ebenso beeindruckenden wie einzigartigen Naturkulisse mit ihren hohen Gipfeln und tiefen Schluchten profitiert, ist der Action-Thriller aufgrund zahlreicher handwerklicher Defizite dennoch eine herbe Enttäuschung. RegisseurDavid Hackl („Saw V“) ist zwar spürbar um Tempo bemüht, aber das versucht er vornehmlich mit (zu vielen) schnellen Schnitten zu erreichen, während der simple Plot und ein wirre Inszenierung dafür sorgen, dass die mit EX-MMA-Superstar Gina Carano („Haywire“) und Oscargewinner Richard Dreyfuss (ausgezeichnet für „Der Untermieter“) prominent besetzte 14-Miollionen-Dollar-Produktion insgesamt doch enttäuschend langatmig gerät.
Gina Carano schlägt sich mit ihrem unfreiwilligen Begleiter durch die unwirtliche Natur ...
Die Ex-Soldatin Clair Hamilton (Gina Carano) kehrt in ihren Heimatort zu ihrem Sohn Charlie (Anton Gillis-Adelman) zurück. Kurz darauf nimmt ein Gruppe von Gangstern, deren Anführer mit dem Spitznamen „Vater“ (Richard Dreyfuss) noch eine Rechnung mit Claires kürzlich verstorbenem Vater offen hat, Charlie als Geisel, um so ein saftiges Lösegeld zu erpressen. Doch die Übergabe läuft schief, wobei es Clair zumindest gelingt, bei einer anschließenden Verfolgungsjagd einen der Entführer namens Larsen (Brendan Fehr) in ihre Gewalt zu bringen. Gemeinsam mit ihrem Gefangenen macht sie sich auf, ihren Sohn in den eisigen Bergen aus den Klauen von „Vater“ und seinen Schergen zu befreien...
David Hackl hat als Produktionsdesigner unter anderem die originellen, an Sexualorgane erinnernden Raumschiff-Interieurs aus der Kult-Serie „Lexx – The Dark Zone“ sowie die schaurig-schön dekorierten Folter-Parcours in einigen Teilen der „Saw“-Reihe verantwortet. Seine Fähigkeiten als Regisseur halten sich hingegen gerade bei aufwändigeren Actionszenen arg in Grenzen, was im Fall von „Daughter Of The Wolf“ gleich die Eröffnungsszene schmerzlich deutlich macht: Die Lösegeldübergabe endet nicht nur in einem Feuergefecht, sondern mutiert im selben Moment auch zu einem unschönen Schnittgewitter. Dabei sind die behäbig gefilmten Einstellungen so wirr montiert, dass schnell nicht mehr klar ist, wer wohin schließt und wer von wem getroffen wurde. Ähnlich missraten ist auch ein Messerkampf von Clair mit der Gangsterbraut Hobbs (Sydelle Noel): Die beiden prügeln sich zwar spektakulär am Rande eines steilen Abhangs neben einem rauschenden Wasserfall – doch durch die ungeschickten Wechsel zwischen Nahaufnahmen, Totalen und Panorama-Einstellungen fällt die CGI-Nachbearbeitung sofort ins Auge, was der Szene direkt einen Großteil ihrer Intensität raubt.
Zu wenig Action
Hackl und der zuweilen chaotische Filmschnitt vonJackie Dzuba („The Humanity Bureau“) machen es der ehemaligen Mixed-Martial-Arts-Kämpferin Gina Carano unnötig schwer, ihre fraglos vorhandenen Qualitäten als toughe Action-Heroin voll auszuspielen. Während sie als miesepetrige Angeldust in „Deadpool“ dem russischen Hünen Colossus noch ordentlich den Arsch versohlte, stapft oder joggt sie in „Daughter Of The Wolf“ nun vor allem durch endlose Schneelandschaften, während sie sich mit ihrem unfreiwilligen Begleiter ermüdende Dialogduelle liefert.
Zum Glück nicht allzu viel Screentime erhält unterdessen der einstige Spielberg-Weggefährte Richard Dreyfuss („Der weiße Hai“, „Unheimliche Begegnung der dritten Art“), der in seiner Karikatur-Rolle als tyrannischer Over-The-Top-Fieslings nicht zuletzt durch einen sonderlichen Südstaaten-Akzent reinstes Schmierentheater abliefert. Stets schlecht gelaunt malträtiert er immer wieder seine „Söhne“ mit Ästen, Tritten oder gar glühendem Kaminbesteck – während er im selben Moment mit Kniebandage und Bierbauch eher erschreckend senil und wackelig als tatsächlich bedrohlich wirkt.
... und muss dabei schon bald all ihre Survival-Kenntnisse auffahren!
Obwohl vorhersehbar und oberflächlich, lässt das Drehbuch vonNika Agiashvili („Tbilisi, I Love You“) dennoch auch allerhand Fragen offen. Eine Erklärung dafür, wie es „Vater“ gelungen ist, aus einstigen Menschenhandelsopfern loyale Mitstreiter zu formen, spart das Skript ebenso aus wie weitere Infos zu Clairs komplizierter Familiensituation – man muss das alles einfach so als gegeben hinnehmen. Atmosphärisch dicht und mythisch aufgeladen sind zumindest einige Szenen, bei denen ein Wolfsrudel unter Führung eines schwarzen Wildtiers umherschleicht und mit Clair eine Art spirituelle Verbindung einzugehen scheint. Der Kampf Menschen gegen Natur ist eben doch viel spannender als ein austauschbarer Entführungsplot, der mehr schlecht als recht ins verschneite Berg-Setting verlegt wurde – aber das sieht „Daughter Of A Wolf“ leider viel zu spät ein.
Fazit: Epische Naturaufnahmen, ein paar (zu kurze) Verfolgungsjagden und einen genervt wirkender Richard Dreyfuss als Bösewicht-Karikatur – viel mehr hat dieser sehr gewöhnliche Action-Thriller trotz seinem alles andere als gewöhnlichen Setting leider nicht zu bieten.
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